
Nach zwei vergeblichen Anläufen konnte unsere U18 Mannschaft in diesem Jahr endlich die lange ersehnte Qualifikation zur Süddeutschen Meisterschaft einfahren.
Dabei begann der Wettkampftag wenig verheißungsvoll. Nicolas musste wegen Fieber absagen. Nils laborierte ebenfalls an einer Erkältung und ging geschwächt an den Start. Zu allem Überdruss wurde Simon Lazar (Gastkämpfer, TB Weiden) wegen eines dummen Formfehlers von der Teilnehmerliste gestrichen und fehlte in der Klasse bis 46 kg gänzlich.
Aber frei nach dem Motto: "Hast du keine Chance, also nutze sie!" schafften unsere Jungs in einem packenden und nervenaufreibenden Wettbewerb mit dem Sprung aufs Podest eine kleine Sensation.
Im durchwegs hochklassig besetzten Teilnehmerfeld galten die beiden südbayerischen Vereine Großhadern und Abensberg sowie die mittelfränkischen Vertreter Altenfurt und Jahn Nürnberg als die heißesten Kandidaten für die begehrten vier Tickets zur „Süddeutschen“. Um in diese Phalanx einzubrechen, musste zumindest einer dieser Platzhirsche besiegt werden. Unser Team ergatterte mit der Zulosung des Gastgebers TUS Holzkirchen, des TSV Abensberg und des SV Jahn Nürnberg 2012 eine schwere aber machbare Gruppe. Im anderen Topf landeten der TSV Großhadern, die SG Moosburg, Kodokan München und der TSV Altenfurt.
Bereits vor dem ersten Duell gegen Nürnberg war die Ausgangsituation klar. Nur mit Siegen über die Mittelfranken und den Gastgeber Holzkirchen war der Weg zur direkten Qualifikation frei, ein Erfolg gegen den Südbayerischen Meister Abensberg völlig unrealistisch.
Gegen Nürnberg
In der Klasse bis 50 kg traf Konstantin Neumeier auf Markus Benedikt. Schnell erarbeitete sich der TSV-Judoka Vorteile im Stand und Boden und konnte den Nürnberger mit einem Würger zur Aufgabe zwingen.
Bis 55 kg holte Timo Kranz (Gastkämpfer, 1.FC Rötz) gegen seinen Nürnberger Kontrahenten mit starker Bodenarbeit und Festhalter die wichtige 2:0 Führung.
Tim Schwab (- 60 kg) bekam es, wie schon so oft, mit seinem Dauerrivalen und Freund Vadim Shenk zu tun. Beide kennen sich in- und auswendig und so entwickelte sich ein zähes taktisches Ringen um jeden Zentimeter Boden. Letztlich entschied der Mattenrichter die Begegnung auf seine Weise, als er Tim völlig unverständlich mit vier Shidos (Verwarnungen) von der Matte warf.
Nils Zwack zeigte gegen Nicolas Schmidt immer wieder gute Wurfansätze und war der aktivere Mann. Am Ende fehlte aber, durch seine Erkältung sichtlich geschwächt, die Kraft den ausgebufften Nürnberger Paroli zu bieten. Eine große Wertung (Waza-ari) entschied den Kampf für den Mittelfranken.
Tobias Seifert, hoch gestuft in die Klasse bis 73 kg, sollte es nun ausgerechnet gegen den bärenstarken Ilya Panin richten und die Führung zurückholen. Tobi setzte alles auf eine Karte und zwang dem deutlich schwereren Gegner seinen aggressiven und beweglichen Kampfstil auf. Ein kleines Zaudern des Franken im Boden genügte Tobi seinen Spezialwürger anzusetzen und durchzuziehen. Die faustdicke Überraschung war gelungen und Nürnberg geschlagen. Durch die bessere Unterbewertung konnte unser Schwergewichtler Justin Seifried sogar die knappe Niederlage gegen Alexander Kurz verschmerzen.
Gegen Abensberg
Im Duell gegen den späteren Vizemeister Abensberg war erwartungsgemäß und sprichwörtlich „kein Blumentopf zu gewinnen“. Einzig Konstantin sicherte mit einer super Leistung den Ehrenpunkt für unsere Mannschaft zum 1:6 Endstand. In überlegener Manier konnte er den Südbayerischen Meister Marcus Steffl mit Schulterwurf und Festhalter Ippon bezwingen.
Gegen Holzkirchen
In der Entscheidung um den wichtigen zweiten Gruppenplatz standen sich nun Detag Wernberg und Gastgeber Holzkirchen gegenüber. Und wieder bewahrheitete sich eine alte Binsenweisheit: Unterschätze niemals eine Heimmannschaft, auch wenn sie vermeintlich etwas schwächer besetzt ist!
Konstantin hielt seine Bilanz makellos und machte an diesem Tag auch im 3. Kampf seinen 3. Sieg gegen Luis Pfeiffer vorzeitig perfekt. Chapeau!
Timo hatte in Dominik Wurzer einen gleichwertigen aber durchaus bezwingbaren Kontrahenten. Timo kontrollierte das Geschehen mit seiner körperlichen Überlegenheit, wurde aber nach etwa einer Minute Kampfzeit mit einem O-soto-gari (Große Außensichel) kalt erwischt und mit Ippon (voller Punkt) geworfen.
Tim musste im Vergleich mit Nicolai Bittmann ebenfalls Federn lassen. Immer wieder versuchte der TSV´ler mit seinem Spezialwurf Tomoe-nage (Überkopfwurf) zu punkten, genauso oft drehte sich der Oberbayer gerade noch in die Bauchlage. Dann nutzte Bittmann eine kleine Unachtsamkeit von Tim zu einer kleinen Wertung und zum Sieg.
Nils gab trotz Kreislaufproblemen alles. Er konnte aber den Sieg von Marcel Müller-Paredes mit Waza-ari trotz aller Gegenwehr nicht verhindern.
Jetzt stand es plötzlich 1:3 Punkte gegen uns - bei nur noch zwei ausstehenden Kämpfen in der Hinterhand. Die Gastgeber witterten Morgenluft und die Gesichter unserer Mannschaft nebst Betreuern wurden länger und länger.
Wieder ruhten die Hoffnungen auf Tobi und sie wurden nicht enttäuscht. Der TSV-Judoka schaffte mit einer neuerlichen Energieleistung den Umschwung. In einem spektakulärem Auftritt würgte er Peter Will vorzeitig ab und schaffte den Anschluss zum 2:3.
In der Klasse über 73 kg traten nun Justin und der bullige, sicherlich 110 kg schwere Daniel Hasselberger, zum finalen Showdown an. Die Ausgangslage war klar: nur ein hoher Sieg von Justin konnte unsere Mannschaft bei Punktegleichstand über die bessere Unterbewertung noch retten.
Es entwickelte sich der erwartete, dramatische Kampfverlauf. Immer wieder versuchte Justin den Oberbayern mit Soto-maki-komi (Außendrehwurf) zu werfen, immer wieder scheiterte er. Die logische Konsequenz waren zwei Konterattacken von Hasselberger, die ihm eine mittlere und große Wertung einbrachten. Exakt 24 Sekunden vor Schluss wechselte Justin seine Strategie und knallte den Holzkirchener mit O-uchi-gari (Große Innensichel) voll auf den Rücken!
Ippon – Sieg – grenzenloser Jubel - und die schon fast vergeigte Qualifikation zur „Süddeutschen“ mit dem Gewinn der Bronzemedaille doch noch perfekt gemacht!
O-Ton Justin nach dem Krimi: „Ja mei – ich hab´ immer g´wusst, dass ich ihn kurz vor Schluss noch mal erwische!“
Gegen Großhadern
Im Halbfinale gegen den neuen Bayerischen Meister aus Großhadern verloren unsere Jungs erwartungsgemäß klar mit 0:6 Punkten. Trainer Manfred Schmid nutzte die Gelegenheit auch den „Ersatzleuten“ Lukas Lorenz (Gastkämpfer DJK Ensdorf, - 55 kg), Marcus Weingandt (- 66 kg) und Kamil Mika (+ 73 kg) etwas Kampfpraxis auf höchstem Niveau zu bieten. Die Jungs zogen sich gegen die Münchner Streitmacht, gespickt mit national und international hoch dekorierten Judokas achtbar aus der Affäre.
Zur Süddeutschen Meisterschaft bei den Stadtwerken München in fünf Wochen kann unsere Mannschaft nun völlig unbeschwert an den Start gehen und die Atmosphäre genießen.
Ein besonderer Dank geht an unseren Bezirkstrainer Manfred Schmid, der unser Team trotz Doppelbelastung coachte und so einen wesentlichen Anteil zum Gelingen „der Mission Süddeutsche Meisterschaft“ beigetragen hat!
Herzlichen Glückwunsch!